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Kraftort. Platz zu den Drei Eichen in Mils

Wer auf dem Holzbänkchen unter den drei Bäumen Rast macht, dem fällt vermutlich sofort auf, dass es sich hier nicht um drei Eichenbäume handelt. Genauer gesagt sind es nur zwei Eichen und eine Esche. Woher kommt also die Bezeichnung "Platz zu den Drei Eichen". Soviel sei schon vorab verraten: wie so oft in Tirol, hat es mit der Muttergottes zu tun!

Man muss wissen, dass die Eiche in Mils schon seit jeher eine große Rolle gespielt hat. Der Wanderweg von Mils nach Baumkirchen zeigt uns dies ganz lebendig, denn er wird rechter Hand noch heute von Eichenbäumen gesäumt.

Der Kraftort Drei Eichen auf einen Blick

  • Die Wallfahrt in Mils
  • Die Kraft der Eiche
  • Bildstock als Erinnerung
  • Wandern entlang der Eichen
  • Jagdschloss Hirschenlust
  • Mils: Heimat bekannter Persönlichkeiten
  • Dorf mit Tradition: die Milser Matschgerer

Die Eiche als Lebensbaum

Bereits die Kelten verehrten die Eiche in besonderer Weise. Durch Geschichtsschreiber ist überliefert, dass die Kelten ohne Eichenlaub keine kultischen Handlungen vollzogen. Und auch im Christentum hat die Eiche eine besondere Stellung, denn sie gilt als Lebensbaum. Das dauerhafte Holz und das lange Leben des Baumes stehen für das ewige Leben und das ewige Heil. Die Eiche findet sich in der Gotik und der frühen Neuzeit etwa auf Bibeleinbänden.

Dass die Eiche auch für den Tourismus in Mils eine wesentliche Rolle spielte, erfahren wir aus einer Werbebroschüre aus dem Jahre 1906 von Dr. Otto Kölner, Arzt und Besitzer des Grüneggerhofs. Darin ist wie folgt zu lesen:

"Nordöstlich von der Salinenstadt Hall, in der Luftlinie etwa 1 bis 1 1/2 Kilometer von derselbigen entfernt, liegt inmitten eines Haines von Obstbäumen und Eichen das Dörfchen Mils am Fuße der zum Inntal sich senkenden Abhänge des Gnadenwaldes. Dieses Dörfchen mit seinen 70 bis 80 reinlichen Häusern, die freundlich aus ihren Obstgärten hervorlugen, zählt etwa 600 Einwohner. Die Männer sind zum Teil bei der Saline Hall, zum Teil im Salzbergwerke beschäftigt, die übrigen betreiben Landwirtschaft. Der Boden von Mils gilt als nicht besonders fruchtbar, nichtsdestoweniger stehen die Wiesen und Felder in schöner Kultur, vom Fleiße der Bewohner zeugend.“

Die Legende der Milser Muttergottes

Die Eiche wurde im Christentum immer wieder mit der glaubensstarken Heiligen Maria in Verbindung gebracht. So ist es also nicht verwunderlich, dass die Legende der Milser Muttergottes eng mit der Eiche verbunden ist.

Es wird berichtet, dass Bauern beim Holzschlagen auf ein "Piltnus" - also ein Bildnis - der Muttergottes gestoßen sind. Es soll eine Holzskulptur gewesen sein, welche sich in der Mitte eines mächtigen Eichenstammes befand.
Zwei Daten werden für diesen wunderbaren Fund überliefert: Das Jahr 908 und das Jahr 992. Zeuge dafür ist das sogenannte "Auffindungsbildstöckl", welches heute nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz anzutreffen ist, sondern bei einer Weggabelung auf halber Strecke zwischen Mils und Baumkirchen. Allerdings markierte bis ins 19. Jahrhundert ein eisernes Kreuz zwischen den drei verbliebenen Eichen den ursprünglichen Standort des Auffindungsbaumes. Evtl. war dieser Ort die Geburtsstunde für den Platz zu den drei Eichen. Jedoch ist dies heute nicht mehr belegbar und müsste unter der älteren Generation der Milser Bevölkerung recherchiert werden.

Tatsache ist, dass es in dieser Gegend vor Jahrhunderten ausgedehnte Eichenwälder gab, deren Reste noch an den südlichen Rändern des Milserwaldes und am Abhang des Schuttkegels in Richtung Baumkirchen zu sehen sind.

Heute besitzen wir das ursprüngliche wahrscheinlich romanische Gnadenbild der Milser Muttergottes nicht mehr. Dieses dürfte einem Kirchenbrand von 1415 zum Opfer gefallen sein. Die jetzt am linken Seitenaltar aufgestellte Madonnenfigur stammt vermutlich aus der Zeit um 1420. Darauf deutet nicht nur der noch erkennbare gotische weiche Stil der Figur hin, sondern auch eine Stiftungsurkunde der Baronin Maria von Schneeburg von 1694 für die ehemals an die Kirche angebaute Gnadenkapelle. Darin heißt es, dass sich das Bild schon 274 Jahre der wundertätigen Verehrung erfreue, woraus sich die Jahreszahl 1420 errechnen läßt.

Standorte der Muttergottes
Ursprünglich befand sich die Gnadenstatue in einer Nische des Presbyteriums der Kirche, kam 1696 in eine an die Pfarrkirche angebaute Kapelle. 1762 wurde das Gnadenbild auf den Hochaltar gesetzt. 1785 musste auf Anordnung Josefs II. der Mantel der Figur abgenommen werden. Im Inventar von 1767 werden 13 Kleider für die Muttergottes und 17 Kleidchen für das Jesukind erwähnt! Diese Gegenstände und viele andere Votiv- und silberne Opfergaben – es muss sich um einen wertvollen Kirchenschatz gehandelt haben – mussten auf Grund der Anordnungen Josefs II. an das Landgericht Thaur abgeliefert werden. Aber bereits 1800 ließ Pfarrer Popp nach Aufhebung der Josefinischen Gesetze bei den Ursulinen in Innsbruck einen neuen goldbestickten Rock für das Gnadenbild um 121 Gulden anfertigen. Nach dem Kirchenbrand wurde es in feierlicher Prozession in die Annakirche übertragen. Nach Fertigstellung des Kirchenneubaues scheint, das Gnadenbild auf den linken Seitenaltar gekommen zu sein, wo es sich auch heute noch befindet. 1858 wurde es der „zopfigen Mode“ neuerlich entkleidet, durch den Bildhauer Müller aus Hall restauriert und am 20. Feber 1858 in feierlicher Prozession aus der Franziskanerkirche in Hall nach Mils geleitet. Die letzte Restaurierung des Gnadenbildes fand im Jahre 2001 statt.

Auffindungsbildstock

klein Kraftort_Platz zu den Drei Eichen in Mils_Marterl ©Hall-Wattens.at (2)

An der Straße vom Oberdorf nach Baumkirchen befindet sich der sogenannte Auffindungsbildstock. Der Bildstock bezeichnet jenen Ort, wo das Milser Gnadenbild vor vielen hundert Jahren aufgefunden wurde. Allerdings ist der derzeitige Aufstellungsort durch die Grundzusammenlegung in den Jahren 1970 bis 1980 durch die Milser Bauernschaft bestimmt worden. Zu diesem Bildstock geht der zweite Bittgang vor Christi Himmelfahrt, als auch die Erntedankprozession.

Ursprünglich stand das Bildstöckl am Kreuzweg am Fuße der "Bergäcker", denn dort stand ehedem ein kapellenartiger Bildstock. Man geht davon aus, dass dies der Platz ist, wo die Muttergottes aufgefunden wurde. Belegt ist dies jedoch nicht. Vor ca. 100 Jahren wurde der alte hölzerne Bildstock durch einen aus Kunsstein ersetzt. Paula Tiefenthaler hielt die Szene farbig auf Kupferblech fest.

Die Wallfahrt in Mils

Im Hochmittelalter gehörte Mils sicher zu den wichtigsten Wallfahrtszentren des Inntals. Man erzählte sich von Gebetserhörungen und diese dürften wohl ausschlaggebend für die starke Wallfahrtsbewegung (tlw. sogar aus Bayern und Südtirol) gewesen sein. Auch bekannte Herrscher und Mitglieder des Hauses Habsburg besuchten die Milser Muttergottes mit Jesuskind.

Die zweite Gemahlin Herzog Friedrichs mit der leeren Tasche, Herzogin Anna kam 1424 hierher. Als im Jahre 1447 fast ganz Hall einem Stadtbrand zum Opfer fiel, gelobte der Stadtrat alljährlich am Donnerstag vor dem Palmsonntag einen Kreuzgang zu "Unserer Lieben Frau" nach Mils.
Kaiser Maximilian soll um 1500 Samt und Schmuck zur Bekleidung der Milser Gnadenmutter gestiftet haben. Erzherzogin Anna Katharina, die zweite Gattin Ferdinands II., hielt sich öfters im später abgebrannten Jagdschloss Hirschenlust Grünegg in Mils auf und verehrte die Milser Madonna. Auch die Serviten, die 1620 nach dem Brand ihres Klosters in Innsbruck für einige Jahre ihr Domizil im Schloss Grünegg aufgeschlagen hatten, trugen als Orden, der sich der Marienverehrung verschrieben hatte, sehr zur Bedeutung der Milser Wallfahrt bei. Von der Landesfürstin Erzherzogin Elisabeth ist im Jahre 1783 ein Besuch bei der Milser Madonna überliefert.

Mit dem Kirchbrand von 1791 ging es mit der Wallfahrt dem Ende entgegen, obwohl die Muttergottesfigur diesmal vor den Flammen gerettet werden konnte. Gerade in die Zeit des Kirchenneubaues fiel die Erscheinung des Absamer Gnadenbildes. Dieser neue Gnadenort hat schließlich Mils den Rang abgelaufen.

Im Jahre 1908 gab es noch eine große „Säkularfeier“ zum Jubiläum 1000 Jahre Wallfahrtsbild mit dem Abt von Wilten und den Musikkapellen von Mils, Rinn und Volders. Heute ist die Wallfahrt nach Mils praktisch erloschen, wenn man von dem jährlich am Dienstag vor dem Christihimmelfahrtstag von der Pfarre Baumkirchen nach Mils veranstalteten Bittgang absieht. Dennoch wird das Milser Gnadenbild nach wie vor von der Dorfbevölkerung hoch verehrt, wie aus den vielen vor dem Gnadenaltar brennenden Kerzenlichtern zu ersehen ist.

Jagdschloss Hirschenlust Grünegg

Das Jagdschloß Hirschenlust gibt es heute nicht mehr. Es befand sich im Ortsteil Grünegg, weshalb es oft diesen Beinamen trug. Das Gebiet rund um das Schloß diente vornehmlich der Jagd, denn die ausgedehnten Wälder am Fuße des Gnadenwaldes und oberhalb des Dörfchens Mils war Heimat für alle Arten von edlem Wild. Die jagdliebenden Fürsten von Tirol wussten dies zu schätzen und kamen sehr oft aus Innsbruck angereist, um ihrer Jagdlust hier zu frönen.

Der Pfarrchronik von Mils zufolge soll Hirschenlust bereits um 1400 als Jagdhütte bestanden haben, welche die Landesfürsten Friedrich IV. mit der leeren Tasche und Sigmund der Münzreiche gerne als Standort für die Jagd im Halltal erwähnt hätten.
Urkundlich erwähnt wird Grünegg erst unter Erzherzog Ferdinand II. Nach dem Tode seiner geliebten Gemahlin Philippine Welser, mit der er vorrangig auf Schloss Ambras residierte, zog es ihn immer öfter in die Gegend rund um Mils, vor allem um seiner Trauer und den Erinnerungen an seine geliebte Frau zu entkommen.
Um nicht täglich den weiten Weg nach Innsbruck zurücklegen zu müssen, erbaute er 1580 anstelle der Jagdhütte den adeligen Ansitz "Hirschenlust Grienegg", welches ziemlichlich ausgedehnte Räumlichkeiten besessen haben muss, nannte er ’Hirschenlust Grienegg’.

Dazu gehörten neben dem Schlösschen auch Vogelhütten, Wohnhäuser und zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Vermutlich war auch der auffällige Stadel des Schiechlbauern, heute Oberdorf 12, mit seinem Bindenschildwappen und steingefassten Rundbogentor Teil von Schloss Grünegg. Der Bau dürfte jedenfalls gegen Ende des 16. Jahrhunderts errichtet worden sein und diente vielleicht als Salz- oder Waffenlager. Erzherzog Ferdinand II. schenkte Schloss Grünegg seiner zweiten Gattin Anna Katharina Gonzaga von Mantua. als diese 1612 in das Regelhaus der Servitinnen in Innsbruck eintrat, ging Grünegg in den Besitz des Ordens über. 1686 brannte das Schloss völlig aus. Die Mauerruinen dienten später als Steinbruch, vor allem für das um 1779 erbaute neue Widum in Mils und das 1840 errichtete Badhaus in Baumkirchen.

In welchem Zusammenhang steht nun eigentlich Hirschenlust mit unserem Kraftort?
Diese Frage ist natürlich sehr berechtigt. Bis etwa 1940 markierten noch vier alte Eichen den Standort des Schlösschens, die jedoch zwischenzeitlich verschwunden sind. Man nimmt an, dass der Platz zu den drei Eichen auch an dieser Stelle liegen könnte. Denn wie eingangs erwähnt, ist der eigentliche Platz östlich der Kirche nicht nur mit Eichen bestückt, sondern auch mit einer Linde. Dies sind jedoch nur Vermutungen.

Schätze auf Grünegg - Sagen von Hirschenlust

Zahlreiche Geschichten kursieren von alters her über geheimnisvolle Gänge, welche die Edelsitze von Mils miteinander verbinden und sogar hinüber zur anderen Innseite nach Schloss Friedberg in Volders, zum Glockenhof in Tulfes und zum Kolbenturm im Volderwald reichen würden. Die Existenz dieser Gänge hat man lange Zeit bezweifelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber wurden tatsächlich Teile solcher Gänge entdeckt, die anscheinend im Mittelalter angelegt worden waren, um den Edlen von Mils bei Kriegsgefahr die Flucht in die befestigte Stadt Hall zu ermöglichen.

Auch unser Jagdschloss soll solche unterirdischen Gänge besessen haben. Bis heute sind Sagen von Schätzen, die sich rund um das einstige Schloss befinden sollen, erhalten geblieben:

Keller und Gewölbe des Jagdschlosses Hirschenlust sollen noch sehr gut erhalten sein und kostbare Schätze bergen. Viele hatten schon danach gesucht, doch vergeblich. Der geheime Zugang zu den Gewölben soll am Schlossfeld auf dem Grünegg versteckt liegen. Einst hatte ein alter Bauer zufällig diesen Zugang entdeckt und wollte schon die paar Treppen hinunter in den Keller nehmen. Doch da läuteten die Mittagsglocken und er ging nach Hause. Als er aber zurückkehrte, waren Treppen und Keller spurlos verschwunden.
Auch die Frau eines Schmiedes, der an der Heide seine Wohnung hatte, soll diesem Keller einst sehr nahe gekommen sein. Eines Sonntagsvormittags nämlich ging diese Frau mit ihrem kleinen Kind über das Schlossfeld hin, da traf sie auf eine Klosterfrau mit einem mächtigen Schlüsselbund. Die winkte der Frau, ihr zu folgen, und stieg über einige Treppen in einen Keller hinunter. Frau und Kind waren ihr schon ein paar Stufen gefolgt, da sahen sie in der Tiefe einen Hund mit feurigem Rachen. Aus Angst um ihr Kind eilte die Frau nach oben und setzte das Kind neben dem Eingang ab, um sich alleine in den Keller zu wagen. Doch da tat es einen Knall und Keller und Klosterfrau waren mit einem Male verschwunden. Das unschuldige Kind hätte den Schatz heben können, doch die Frau hatte durch ihre Ängstlichkeit diese einmalige Gelegenheit vertan.

Gewöhnlich zeigte sich die Klosterfrau nur an den Abenden zu den sogenannten heiligen Zeiten, wenn sie mit ihrem Schlüsselbund in den Trümmern von Hirschenlust umherzuwandeln pflegte. Da fand einmal ein Bauer drei blanke Silbertaler auf einem der Steine liegen, nahm sie an sich und verwendete sie zu seinem Gutdünken. Lange konnte er sich jedoch nicht am Geld erfreuen, denn er erkrankte plötzlich schwer und kein Mittel konnte ihm helfen. Erst als er um den gefundenen Betrag Messen lesen ließ, wie dies die Klosterfrau vermutlich wollte, erlangte er seine frühere Gesundheit zurück.

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