Besuchern des Sees fällt sofort auf, dass sich in diesem sehr hoch gelegenen Bergsee Fische tummeln, genauer gesagt Saiblinge und Karpfen. Das mag verwundern und ist eine Besonderheit dieses Gewässers. Wie und warum diese Wirbeltiere dorthin gekommen sind und wie es möglich ist, dass sie den Winter dort überleben, wurde 1962 in einer hydrobiologischen Studie von Pater Paul Viktor Gutmann aus dem zoologischen Institut der Universität Innsbruck erarbeitet.
Der im Mölssee anzutreffende Seesaibling wird auch als Saibling, Rotiorelle, Ritter oder Bergforelle bezeichnet. Die Saiblinge (Salvelinus) sind eine Gattung aus der Familie der Lachsfische (Salmonidae). Zu seinem Gedeihen verlangt er klares, kaltes, am besten unterirdischen Quellen entströmendes Wasser, wie dies auch bei unserem Kraftortsee der Fall ist. Pater Gutmanns Studien belegen, dass der Hauptzufluß aus einem kleinen Quellsee 80 m oberhalb des Sees in Richtung Mölserscharte gelegen ist. Zwei weitere Quellen münden direkt in den See. Vermutlich existieren unter dem Wasserspiegel auch einige Quellaustritte, da der Ausfluß im Vergleich zu den sichtbaren Einflüssen wesentlich grösser ist. Unter anderem sind unterirdische Quellen auch deshalb anzunehmen, da Saiblinge Kaltwasser liebende Tiere sind. Während Pater Gutmann im Sommer u.a. auch die Wassertemperatur dokumentierte, konnte er feststellen, dass im Sommer an starken Einstrahlungstagen das Seewasser bis zum Grund fast 15° C betrug. Die Saiblinge tummelten sich zu dieser Zeit an den kalten Quellaustritten. Die Hauptnahrung bildet im Winter die Bodenfauna.
Sind diese Bedingungen erfüllt und bietet das Wasser nur einigermaßen ausreichende Ernährung, so sind alle übrigen Lebensbedingungen eigentlich recht nebensächlich.
Aber wie sind denn nun die Fische in den See gekommen. Diese Frage stellt sich bei allen Fischvorkommen in Hochgebirgsseen. Sind sie auf natürliche Weise an ihren Standort gelangt oder wurden sie künstlich eingesetzt. Der Abfluss des Sees, der über mehrere Steilstufen, wenn auch ohne ausgesprochene Wasserfälle in den 450 m tiefer gelegenen Mölsbach mündet, bietet bei seiner geringen Wasserführung keine Möglichkeit, zum See hochzusteigen. Die Besiedlungsgeschichte des Mölstales, soweit von Pater Paul Gutmann erforscht, sowie besonders die Berichte über den Fischbestand, sprechen hingegen klar dafür, dass die Bevölkerung dort Fische eingesetzt hat.
Früher war das Tal nicht so verlassen und einsam wie es heute ist. Nach O. Stolz (1930, p. 168) wurden im Jahre 1288 zwei Schwaighöfe am Möls Niederleger aus dem Besitz eines Adelsgeschlechtes angekauft, und Stolz belegte mit einer Rechnung, dass damals vier "swaigales", also Dauersiedlungen, vorhanden waren. Der wahrscheinlich keltische Name Möls-melles, Mels, "zu den meles", wie es in alten Urkunden lautet, weist noch in viel frühere Zeit zurück, als ursprünglich angenommen wurde. Meles ist heute noch in den Worten "meleze" (französisch) und "melezs" (rumänisch), was im Deutschen "Lärche" bedeutet, enthalten. Die Möls kommt demnach Larch gleich, die Form "zu den meles", also "zu den Lärchen" ist sehr sinnvoll, wenn man weiss, dass die Lärchen am Möls-Niederleger auch heute weitaus dominieren und die Umgebung der Alm schmücken. Reges Leben herrschte im Mölsgebiet zur Blütezeit des Bergbaues. M. Isser (1888, p. 264) berichtet über den Mölsberg: "Die alten Gruben liegen in der Nähe des Mölser Sees. Sie standen im 13. und 14. Jahrhundert in lebhaftem Betrieb und speisten die ansehnlichsten Schmelzwerke im Dorfe Wattens. Ihre Auflassung erfolgte zu Anfang des 16. Jahrhunderts infolge des raschen Aufblühens der Schwazer Werke, die ungleich erträglicher waren".
Die Annahme liegt nahe, dass die Bergleute, die lange Zeit in diesen Höhen verbringen mussten, sich zur Vervollständigung ihrer Speisekarte Fische gehalten haben, der erste Einsatz also aus dieser Zeit stammt. Der erste Nachweis von Fischen im See findet sich im Fischereibuch Kaiser Maximilians (1504 p. 7, III, 1). Und hundert Jahre später berichtet Guarinoni (1610 VI. Buch, XIV. Cap. p. 1207) von seinem Besuch des Sees und einem mißglückten Versuch, Saiblinge zu fangen. Über die Höhe des Fischbestandes drückt er sich nicht weiter aus und auch andere Quellen berichten nur dürftig über den Fischbestand des Sees. Jedoch bezeugt dies eindeutig den künstlichen Besatz, wenigstens seit dem 16. Jh. Im Fischereibuch Kaiser Maximilians werden Forellen und Renken genannt. Es muss sich hier, vornehmlich bei den Renken, um Einsatz durch Menschen handeln, da diese Tiere, die sich als Planktonfresser und Bewohner großer Seen im Mölsersee aus Nahrungsmangel längere Zeit niemals halten konnten, unmöglich den See selbständig aufgesucht haben. Aber auch die Forellen konnten in dieser Zeit, in der die Abflussverhätnisse sich von den heutigen nicht unterschieden haben, zum See nicht selbst aufgestiegen sein. Der Bericht von Guarinoni über die Saiblinge bestätigt, dass sich diese Fischart vermutlich als Einsatzfische bewährten und durch die Jahrhunderte bis heute als einzige Fische des Sees genannt werden.
Von 1939 bis 1945 war das Lizum-Möls-Gebiet ein Hochgebirgs-Truppenübungsplatz. Für die Bevölkerung war in diesen Jahren das Gebiet abgesperrt und die Almen wurden nicht bewirtschaftet. Metallreste am Seegrund künden heute noch davon, dass der Fischbestand durch manche Explosion von Handgranaten etc. in diesen Jahren dezimiert worden ist. Nach dem Urteil der Einheimischen, ist der heutige Bestand bedeutend geringer als in den Jahren vor dem Kriege.
Quelle: Der Mölsersee im Wattental in Tirol. Eine hydrobiologische Studie von P. Paul, Viktor Gutmann O.F.M., Aus dem zoologischen Institut der Universität Innsbruck - in Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeums, Band 41, Jg 1961, Wagner Innsbruck, 1962