Ein Berg für sich: Hinter den Kulissen der Glungezerbahn
Viele lieben ihn, doch nur wenige wissen, wie der Hase am Glungezer wirklich läuft: Wir schauen für Griaß di hinter die Kulissen des Kultbergs.
Betriebsleiter Gilbert „Gilli“ Bachmann und sein Stellvertreter Thomas kommen mit dem Skidoo angesaust und erklären uns Seilbahn-Neulingen zuerst die Basics.
„Jede Seilbahn hat eine Antriebs- und eine Gegenstation. In der Antriebsstation wird die gesamte Seilbahn gesteuert. Wenn möglich, baut man die Antriebsstation am Berg, dann spielt einem nämlich das Gewicht des Seils (40 Tonnen schwer!) in die Karten. Bei beiden Gondelbahnen am Glungezer ist die Antriebsstation dank kluger Planung am Berg positioniert.
Ein kleiner Nachteil dieses Modells: „Bei Notfällen muss man halt auch einmal zu Fuß den Berg hinauf. Gilli ist das auch schon passiert. „Beim alten Lift war öfters der Fußmercedes im Einsatz“, schmunzelt er. „Und ganz früher haben die Mitarbeiter der Glungezerbahn sogar am Berg übernachten müssen, um den Diesellift um fünf Uhr morgens einzuschalten, damit dieser rechtzeitig warmgelaufen ist.“
Überhaupt war die Arbeit als Liftangestellter früher ein Knochenjob: So mussten etwa zum Saisonwechsel die Einsersessel in den Dachboden geschichtet werden und stattdessen die Schleppliftbügel eingehängt werden. Alle sechshundert (!) Gehänge mussten außerdem rein händisch gewartet werden.
„Fixgeklemmte Schleppliftgehänge müssen auch jetzt noch alle paar Wochen verhängt werden, um mögliche Drahtbrüche am Seil zu verhindern“, erklärt der Betriebsleiter.
Mit den modernen Gondelbahnen ist die Arbeit allerdings um einiges leichter geworden. Dadurch ist des für die Glungezerbahn auch einfacher, neue Mitarbeiter zu finden.
Moderne Technik in luftiger Höhe
Jetzt nimmt uns Gilli mit in einen besonders interessanten Teil der Bergstation: Über eine steile Leiter erreichen wir die Technik oberhalb der Gondelbahn. Wir stehen über den Rädern, die die Gondel vor der Einfahrt in die Station abbremsen.
Auch der Motor und das Getriebe sind hier oben zu finden. „Die Glungezerbahn ist eine EUB – eine Einzelumlaufbahn“, erklärt uns Gilli. „Das heißt, das Zug- und Förderseil sind identisch. Es gibt auch große Bremsen, die Betriebs- und die Sicherheitsbremse, die zur Not die gesamte Seilbahn in ein paar Sekunden bremsen können.“ Wir spüren das Dröhnen des Motors und uns wird bewusst, welche Power es braucht, um eine gesamte Seilbahn, die zu Spitzenzeiten tausend Personen in der Stunde auf den Berg befördert. „Dann fährt die Bahn mit der Höchstgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde“, erklärt uns Gilli.
Am Hebel der Macht: Der Kommandoraum
Zurück im Kommandoraum, der gegenüber dem Beobachtungsraum liegt, dürfen wir dann selbst ran an die Bedienung der Seilbahn. Von hier aus wird die Gondelbahn gesteuert.
Obwohl vieles vollautomatisch gesteuert und überwacht wird, ist ein guter „Lifteler“ auch heute noch unerlässlich. Das können wir uns gut vorstellen, sind doch etliche Knöpfe und Schalter zu bedienen, zahlreiche Displays im Auge zu behalten. Wir dürfen eine Gondel virtuell „markieren.“ Das ist das Signal für den Mitarbeiter in der Bergstation, das eine Gondel besondere Fracht, wie z.B. einen Geldtransport, oder aber jemanden mit voraussichtlich verlängerter Ausstiegszeit ankommt.
„Ein Lifteler braucht außerdem einen gewissen Weitblick“, erklärt uns Gilli. „Er hat alles im Auge: Die einfahrenden Gondeln, das Wetter, die Windgeschwindigkeit und -Richtung, die gesamte Bergstation. Es ist ein Job mit sehr viel Eigenverantwortung. Trotz aller Technik gibt es Situationen, auf die passgenau reagiert werden muss.“
Wo Gondeln übernachten
Bei der Glungezerbahn dürfen die Gondeln jeden Abend in die weitläufige Gondelgarage. Oberhalb der Gondelgarage befindet sich eine Werkstatt für Reparaturen. „Wir machen fast alles selber, außer Sachen, für die man Spezialgeräte benötigt“, erklärt Gilli. Uns wird jetzt endgültig klar, dass man als Liftangestellter idealerweise auch handwerkliches Geschick mitbringt.
Geschick ist auch woanders gefragt – beim Fahren mit den großen Pistenbullys. Vier Stück davon sind am Glungezer im Einsatz, eine kleine für die Präparierung der Rodelbahn und Winterwanderwege und eine „alte Dame“ als Reserve.
Wenn Gilli von seinen Fahrten im Bully zu erzählen beginnt, beginnen seine Augen zu leuchten. „Pistenraupenfahren ist eine Leidenschaft, die schwer zu erklären ist. Du fährst in aller Stille, oft im Dunklen, stundenlang, bei Wind und Wetter, aber wenn du die perfekte Piste dadurch erschaffst, ist es eine wahre Freude.“ Jeder Raupenfahrer hat seinen bestimmten Abschnitt, den er allein bearbeitet, aber teilweise wird auch in der Kolonne gefahren. „Das ist dann ein echt lässiger Anblick“, schwärmt Gilli. „“Aber zum Pistenraupenfahren muss man ein gewisses Talent mitbringen.“
Dieses Talent ist uns nicht in die Wiege gelegt worden, aber Platz nehmen dürfen wir trotzdem in der gigantischen Maschine. Der Sith ist überraschend bequem, die Aussicht super. Trotzdem können wir uns vorstellen, dass es vor allem nachts oft schwierig ist, rasch auf Hindernisse zu reagieren. Deshalb ist die Regelung für Nachttourengeher auch so wichtig. „Seit wir die offiziellen Tourengeherabende, an denen erst um 22:30 Uhr mit der Pistenpräparierung begonnen wird, eingeführt haben, hat sich die manchmal angespannte Situation verbessert.“ Gilli appelliert an alle Tourenfans, sich auch zukünftig an diese Regelung zu halten. Dass das Team der Glungezerbahn dadurch erst um vier Uhr morgens ins Bett kommen, ist die Kehrseite dieser Medaille, die sie für ein gutes Miteinander am Berg aber gern in Kauf nehmen.
Handarbeit beim Schlepplift
Eines wird eine Maschine wahrscheinlich nie so gut können wie ein Mensch: Den Bügel bei Schlepplift reichen.
Dabei ist nämlich Feingefühl gefragt. Es macht einen Unterschied, ob eine ausgewachsene Frau oder ein leichter Vierjähriger fährt.
Wichtig beim Schleppliftfahren: immer in der Spur fahren!“, gibt uns Lifteler Milan als Tipp mit auf den Weg. Und dann probieren wir es selbst. Einen Versuch brauchen wir, aber dann gelingt es uns, den Bügel zu geben. Wie angenehm das für den Passagier war, lässt er sich nicht anmerken und fährt mit einem Gruß davon.
„Die Bügel beim Schlepplift müssten immer gut gewartet werden“ klärt uns Gilli über diese immer seltener werdende Liftart auf. Sie müssen stets gut angezogen sein und werden regelmäßig händisch überprüft.
Der Glungezer: Ein vielseitiger Winterberg
Neben dem Skifahren und Skitourengehen ist der Glungezer in den letzten Jahren zum vielseitigen Berg für Wintersportler avanciert: Die Winterwanderwege werden gut angenommen; die Panorama-Rodelbahn sowieso. Hier haben Sabine, Silke und Christine ein tolles Angebot geschaffen: Als Rodelguides zeigen sie sowohl Kindern als auch Erwachsenen, wie man richtig und vor allem sicher rodelt. Dafür gibt es einen eigenen Rodelparcours an der Talstation der Kombibahn. Alle Informationen zu „Zwugls Rodelschule“ findet man hier
Zum Schluss stehen wir wiederim Kommandoraum. Wir haben großen Respekt vor dem, was alle Liftangestellten täglich dafür leisten, dass wir Wintersportler und Naturgenießer perfekte Bedingungen am Glungezer vorfinden. Und wir haben noch zwei persönliche Fragen an den langjährigen Betriebsleiter. Fährt Gilli denn auch selbst in seinem Skigebiet? „Eher selten“, sagt er. „Aber wenn, dann genieße ich es.“ Und das nächste große Projekt? „Der neue Schartenkogellift. Und eine Talabfahrt. Dann wäre ich wunschlos glücklich. Vorerst.“ Gilli begleitet seine Worte mit einem Augenzwinkern. „Das Wichtigste ist aber: Am Ball bleiben!“
Alle Infos rund um den Glungezer findet ihr hier.